Und wieder spiegeln die Spielzeug-Badezimmer die Kulturgeschichte von Badewanne und WC.
In dieser Ausstellung über Minatur-Badezimmer
kann man die Entwicklung des Badezimmers als Kinderspielzeug gut nachverfolgen.
In diesem Beitrag sieht man Fotos zum Badezimmer-Design, die in den letzten Jahren in meinem Blog gezeigt wurden.
Children's toys always mirror the real world. The miniature bathrooms were equipped with exactly the same facilities as in the most modern household. In this exhibition about miniature baths
In diesem Beitrag sieht man Fotos zum Badezimmer-Design, die in den letzten Jahren in meinem Blog gezeigt wurden.
Children's toys always mirror the real world. The miniature bathrooms were equipped with exactly the same facilities as in the most modern household. In this exhibition about miniature baths
you can follow the development of the bathroom very nicely just like I try to show it in this post with German statistics and more photos.
Ein Bilderbuch von 1913 - A picture book of 1913
In dieser Puppenhaus-Villa mit vielen Zimmern und Personal gibt es natürlich ein Badezimmer. Die Kinder haben mit der Porzellan-Vater-Puppe gespielt und sie in der Puppenbadewanne im Wasser liegend vergessen.
In den Nachkriegspuppenstuben sind teilweise kleine Kammern mit WC eingebaut.
Bei Albin Schönherr (DDR) zum Beispiel.

Das Örtchen ist in dieser Version unter der Treppe...

... und hier im Schlafzimmer.

Am Ende des Jahrzehnts war der kleine Verschlag im Schlafzimmer schon etwas größer, hatte sogar eine platzsparende Schiebetür mit Fenster, das mit Stoff dekoriert war. So war nun Platz für ein WC und ein Waschbecken.

Wie wir in der obigen Ausstellung gesehen haben, war das Badezimmer ein beliebtes Spielzeug, das meist unabhängig von einem Puppenhaus gekauft wurde. Das Spiel mit Wasser und die Technik der Rohre, Wasserkräne und Abflüsse war spannend für Kinder. Zunächst waren die Badezimmer aus Blech, das ab den Fünfzigern den Kunststoffen weichen musste. Nun rostete es in den Spielzeugbädern nicht mehr.
Mitte der Fünfziger, Göso Blechbad

1954
Viele alte Blechbadezimmer sind entweder von Märklin oder von Kibri, den beiden großen deutschen Modelleisenbahnherstellern. Vielleicht sind deshalb in den Kibri-Stuben und -häusern oft Badezimmer integriert. Das obige Katalogfoto zeigt eine Stube in der sich "ein modern gekacheltes Bad mit fließendem Wasser und Einbauwanne" befindet. Kein Waschbecken, keine Toilette, keine Dusche, nur die Badewanne.
Ausstellung "Träume werden wahr"

1956
Auch in dieser Kibri-Stube ist ein Badezimmer - rechts, wenn man durch die türkise Tür geht.

1960
Sammlung Gröner und Heller
Kibri-Puppenhaus mit passendem Kibri-Bad - mit räumlich getrenntem WC.
Kibri dollshouse with a bathroom made by Kibri.
Ostdeutschland

Fünfziger Jahre - DDR
Linus Dähnert KG
Fabrik feiner Holzspielwaren
9341 Wünschendorf / Erzgeb.
"Ausführung: Lackierung wasserfest, Nitrolack weiß mit schwarz, hochglanz lackiert, Fliesen, Wanne, Waschbecken, Eimer und Wasserbehälter Kunststoff, ein- und ausschaltbare Wandlampe, 3/4 Volt." (Katalogbeschreibung)

Hier wurde in einem Holzgehäuse geplanscht.
Das Waschbecken und der Badewanneneinsatz sind aus Kunststoff. Die Toilette vollständig aus Holz.
Eine hellgrüne Version.
Eine frühe Version, mit dickem Boiler und ohne Kunststoff.
Auch bei Moritz Gottschalk finden wir kein Badezimmer. Nur ein WC unter der Treppe.
um 1960

Sammlung Anna Setz
Viel fortschrittlicher ist zur selben Zeit der VEB Grünhainichen, der viele Badezimmer im Programm hatte. Alle in Holzgehäusen, mal einzeln, mal in Kombination mit einer Küche, so wie hier. Wanne, Waschbecken und WC sind aus Porzellan.
VEB-Grünhainichen-Porzellan-Waschbecken in einem Puppenhaus von Mitte der 1960er

C. Moritz Reichels Katalogfoto ist von Anfang der 60er Jahre und zeigt einen durch Vorhang abgetrennten Raum als Badezimmer. Ich denke, das Bad sollte aber im Schlafzimmer sein und nicht im Wohnzimmer! Die Gestalter der Werksfotos machten sich wohl nicht so viel Gedanken wie die Gestalter der Puppenstuben.


Wieder zurück nach Westdeutschland.
In Bodo Hennigs Stuben und Puppenhäusern war in den Fünfzigern bis Anfang der 1960er kein Bad und er bot auch keine Badezimmermöbel an. Bis Kunden auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg ihn darauf ansprachen. Erst danach "präsentierte er im Katalog von 1963 Badezimmermöbel in der Modefarbe türkis, die 27 Jahre im Sortiment blieben. Es wurden 300.000 Exemplare davon verkauft. In den ersten Jahren waren mehr WC's als Küchenstühle gefragt!"
(Quelle: Wohnen in Miniatur. 1950 bis heute. Puppenmöbel von Bodo Hennig. Hessisches Puppenmuseum Hanau-Wilhelmsbad 1994)
1964 sehen wir das Badezimmer als mobiles Element schon in einem Puppenhaus von Bodo Hennig.

In Hennigs Puppenhaus von 1966 ist das Bad auf der Rückseite.
1970 bis 1975 konnte man die Hennig-Puppenstuben mit diesem orangem Bad erweitern.
Das Bad in Hennigs großem modernen Flachdachpuppenhaus von 1974 bis 1978.
Aber auch die Einzel-Blechbadezimmer gab es in den Sechzigern noch. Beispiele von Martin Fuchs aus der Ausstellung "Träume werden wahr".
Wir springen wieder zurück in die DDR, hier hatte der VEB Grünhainichen auch 1965 weiterhin Puppenhäuser mit Badezimmern im Programm.

Der typische schwarzweiße Fliesenboden ist geblieben, ein Mosaikfenster gehört jetzt oft dazu, die Badeinrichtung ist nun komplett aus Plastik.
1966 wirbt Moritz Gottschalk in Westdeutschland für sein neues hochmodernes Puppenhaus - doch es hat kein Bad!
Modella-Badezimmer - Modella bathrooms
Paul Kerkmanns Angebot an Badezimmer-Stuben war immer groß. Man konnte zwar nicht wirklich mit Wasser planschen, aber es gab WCs mit Deckel, Spiegelschränke zum Öffnen, kleine Handtücher, Spiegel, Bürsten und Dosen, so dass trotzdem gespielt werden konnte.Wasser im Kinderzimmer hätten Eltern wohl problematisch gefunden...

1969

Sammlung WK-Niederrhein
Bad von ca. 1970, Maßstab 1:20

1971
1972

Sammlung Gronau
1972
Auch JEAN, die andere Puppenmöbelfirma, die in der BRD ausschließlich Kunststoffmöbel herstellte, hatte Mitte der Siebziger ein detailliertes rosa Badezimmer im Angebot.
1970
Die Hersteller von Puppenstubenbeleuchtung hatten immer auch Modelle für die Küche und das Bad im Programm.
Eine Kombination von Beleuchtung und Spiegel von Kahlert.
Viel verbreiteter war aber der "Allibert", ein Badezimmerschrank mit Spiegeln als Türen, der über dem Waschbecken hing.
"Allibert? Seinen Namen hat er von Monsieur Joseph Allibert, der Ende der fünfziger Jahre in Grenoble begann, Badezimmerschränke aus Plastik zu fabrizieren."
Christine Meffert: Allibert: Der Schrank, der einmal in jedem Bad hing
ZEITmagazin. In: Die Zeit. 20. Oktober 2016
Bodo Hennigs "Allibert" war aus Holz und etwas grobschlächtig im Design. Doch die Türen konnten die Kinder bei diesem robusten Modell gut öffnen. Etwas feiner und dem Vorbild ähnlicher waren die Kunststoff-Spiegelschränke vom Konkurrenten Modella.
Literatur
Alphons Silbermann, Michael Brüning: Der (West-)Deutschen Badezimmer. Eine soziologische Studie. 1991
Alphons Silbermann: Badezimmer in Ostdeutschland. 1993